Lebenswichtiger Schutz:
     Kaninchenimpfungen gegen Myxomatose, RHD und RHDV-2



Impfungen sind nicht nur für Menschen wichtig - auch Kaninchen müssen regelmäßig geimpft werden. Nur ein ausreichender Impfschutz verhindert den Ausbruch der gefährlichen Kaninchenkrankheiten, die die Tiere innerhalb kürzester Zeit das Leben kosten können. Eine Impfung hilft nicht nur, das Leben der eigenen Tiere zu schützen, es wird auch die Ausbreitung von tödlichen Krankheiten eingedämmt. Bitte lassen Sie Ihre Tiere daher regelmäßig impfen. Ihr Tierarzt wird Sie gern ausführlich beraten.


Impfen ist in Außen- und Innenhaltung wichtig

Die Annahme, es reiche aus, nur Kaninchen in Außenhaltung zu impfen, hält sich leider hartnäckig. Die Impfung ist jedoch für Kaninchen in Außen- sowie Innenhaltung lebenswichtig: Die Übertragung der gefährlichen Kaninchenkrankheiten findet häufig über Insekten wie Stechmücken oder Fliegen statt, die Kontakt zu erkrankten Wildtieren hatten. Milde Winter bieten die perfekten Startbedingungen für Insekten, sich frühzeitig und in großen Mengen zu vermehren. Aber auch der Mensch, Futter, Heu oder Stroh können als Überträger dienen, wenn sie einem Kontakt mit infizierten Tieren ausgesetzt waren.

  • Gegen welche Krankheiten muss geimpft werden?

Es gibt drei für Kaninchen in der Regel tödlich verlaufende Krankheiten, gegen die nur eine Impfung wirksam schützen kann: Myxomatose, RHD und RHDV-2.


  • Myxomatose

Die Myxomatose (auch bekannt als „Kaninchenpest“) ist eine tödliche Infektionskrankheit, die durch ein Pockenvirus (Leporipoxvirus myxomatosis) ausgelöst wird. Das ursprünglich aus Südamerika stammende Myxomatosevirus ist mittlerweile in ganz Mitteleuropa verbreitet. Myxomatose tritt überwiegend bei Wild- und Hauskaninchen auf, seltener bei Feldhasen. Übertragen wird das Virus meist durch Stechmücken, Fliegen und andere Insekten – daher ist das Infektionsrisiko mit den steigenden Temperaturen im Frühjahr und Sommer am größten. Eine Infektion ist jedoch neben Insekten auch über Futter, andere Tiere und Menschen, die mit dem Erreger Kontakt hatten, möglich.

Symptome zeigen sich in der Regel etwa 3 bis 9 Tage nach einer Infektion. An Myxomatose erkrankte Kaninchen sterben meist innerhalb von 8 bis 14 Tagen nach Entdecken der ersten Symptome.



  • RHD (RHDV-1)

Rabbit Haemorrhagic Disease ist eine durch das Calicivirus ausgelöste hochansteckende Viruserkrankung mit hoher Sterberate, die ausschließlich Kaninchen und Hasen befällt. Ursachen für die weltweite Verbreitung dieser Krankheit waren der Im- und Export von Kaninchenfleisch. Der Ausgangspunkt für die Verbreitung des Virus war jedoch eine dem australischen Kontinent vorgelagerte Insel. Dort wurde das Virus ganz bewusst eingesetzt, um die Wildkaninchenpopulation nachhaltig zu dezimieren.

Die Krankheit wird durch einen direkten Kontakt mit einem erkrankten Tier, aber auch durch Insekten oder kontaminiertes Futter und Heu übertragen. Auch der Mensch oder andere Tiere sind mögliche Überträger, wenn sie mit erkrankten Tieren in Kontakt standen. Wie auch bei der Myxomatose kann nur eine Impfung wirksam vor einer Erkrankung schützen.

Nach einer RHD-Infektion bilden sich sehr schnell - bereits nach etwa 1 bis 3 Tagen - erste Symptome, die auch einzeln auftreten und auf eine RHD-Infektion hinweisen können. Sehr schnell innerhalb von 1 bis 2 Tagen nach dem Auftreten der ersten Symptome versterben die Tiere.



  • RHDV-2

RHDV-2 ist eine mutierte Variante des RHDV-1-Calicivirus und seit 2013 in Deutschland bekannt. Die Ausbreitung fand exponentiell statt, so dass 2016 der Höhepunkt an Infektionen erreicht wurde. Tausende Wild- und Hauskaninchen fielen dieser Mutation zum Opfer, bevor ab 2016 ein wirksamer Impfstoff verfügbar war. RHDV-2 ist ebenso hochansteckend und tödlich im Verlauf wie RHDV-1, auch die Übertragungsmöglichkeiten sind identisch: von Tier zu Tier, durch Insekten, Menschen, Futter, aber auch durch eine Tröpfcheninfektion über die Luft.

Auf von erkrankten Tieren benutzten Gegenständen kann das Virus noch monatelang nachgewiesen werden. Infizierte Tiere haben ohne Impfung keine Überlebenschance.

Nach einer Infektion entwickelt sich die Erkrankung rasant, Symptome treten nach etwa 1 bis 3 Tagen auf. Ein plötzliches Versterben ungeimpfter Tiere ohne Vorerkrankungen und ohne erkennbare Todesursache kann immer auch ein Hinweis auf RHDV-2 sein. Erkrankte Kaninchen versterben nur wenige Stunden nach Auftritt der Symptome.



Was ist bei einer möglichen Infektion mit Myxomatose, RHD oder RHDV-2 zu tun?

Bei allen drei Erkrankungen ist die wichtigste Maßnahme für den Schutz Ihrer gesamten Kaninchengruppe: Trennen Sie ein erkranktes Tier sofort von den anderen Kaninchen, entfernen Sie auch benutzte Gegenstände aus dem Gehege der gesunden Tiere. Streuen Sie das Gehege neu ein. Wechseln Sie im infizierten Bereich getragene Kleidung und Schuhe. Noch nicht erkrankte, gesund wirkende Kaninchen können unter Umständen noch durch eine sofortige Notimpfung geschützt werden.

Informieren Sie bitte auf jeden Fall Ihren Tierarzt telefonisch über einen Verdacht, bevor Sie die Praxis aufsuchen. Ihr Tierarzt wird das weitere Vorgehen mit Ihnen besprechen. Es gibt derzeit keine Medikamente gegen die drei Erkrankungen, eine Behandlung kann nur symptomatisch erfolgen. Oft ist – auch aus Tierschutzgründen – eine Behandlung nicht möglich.

Vor allem bei RHD und RHDV-2 sind durch die mit bis zu 7 Monaten sehr lange Überlebensdauer des Virus weitere Maßnahmen notwendig: Bei Außengehegen sollte die Erde etwa 50 cm ausreichend tief abgetragen und der Wiesenauslauf für die Tiere für die Saison gesperrt werden. Nach Möglichkeit desinfizieren Sie das gesamte Gehege (Achtung: wirksame Desinfektionsmittel gegen RHDV-2 müssen den Zusatz „viruzid“ ohne Einschränkung aufweisen und damit gegen unbehüllte Viren wirksam sein, Kennzeichnung „RKI-Liste“).

Zum Schutz der übriggebliebenen Kaninchengruppe und bei einer potenziellen Neuanschaffung weiterer Kaninchen kann es wichtig sein, die Todesursache mit einer Obduktion nachweisen oder ausschließen zu lassen. Bestatten Sie Ihr verstorbenes Tier – bei dem die mögliche Todesursache Myxomatose, RHD oder RHDV-2 sein könnten – bitte generell nicht im Boden; Sie tragen sonst dazu bei, dass sich die Erreger weiter ausbreiten können.

Ein neues Kaninchen darf erst dann in die Gruppe integriert werden, wenn sich der Verdacht einer Infektion nicht bestätigt hat; andernfalls sollte ein zeitlicher Abstand von mehreren Monaten bis zur Aufnahme eines neuen Kaninchens bestehen. Hinzukommende Tiere sollten unbedingt durchgängig und vollständig geimpft sein.

So dramatisch sich die genannten Symptome und Maßnahmen lesen, so dramatisch sind sie auch. Infizierte Tiere aller drei Erkrankungen haben in der Regel keine oder kaum eine Überlebenschance, oft erkranken ganze Kaninchengruppen. Doch zum Glück gibt es mit den Impfwirkstoffen einen sehr gut wirksamen Schutz gegen alle drei genannten Erkrankungen. Mit der neuen Kombinationsimpfung sind Ihre Kaninchen mit nur einer Impfung jährlich für den Zeitraum von etwa einem Jahr geschützt. Nutzen Sie die Impfung bitte zum Wohl Ihrer Tiere!


Wirksamer Impfstoff

Seit Mai 2020 ist ein Kombinations-Impfstoff verfügbar, der den Schutz gegen Myxomatose, RHD und RHDV-2 in einer einzigen Impfung vereint: „Nobivac Myxo-RHD Plus“. Zuvor mussten verschiedene Einzel- oder Kombinationsimpfstoffe genutzt werden, um einen Schutz gegen alle drei Krankheiten erreichen zu können. Mit dem neuen „Nobivac Myxo-RHD-Plus“-Impfstoff ist nun mit nur einer Impfung eine Immunität von bis zu 12 Monaten gegen alle 3 Kaninchenseuchen möglich. Die Impfung muss jährlich wiederholt werden.

Umstellung auf den neuen Impfstoff „Nobivac Myxo-RHD Plus“

Grundsätzlich können alle Kaninchen direkt mit dem neuen Impfstoff „Nobivac Myxo-RHD Plus“ geimpft werden. Es gibt jedoch Ausnahmen, bei denen zuvor eine Impfung mit dem früher genutzten Impfstoff notwendig ist, um den Impfschutz sicher aufzubauen. Sind die empfohlenen Impffristen überschritten, ist wie bei einem ungeimpften Tier vorzugehen.

Besonderheiten bei Kaninchenwelpen

Auch Kaninchenwelpen sind gefährdet und nicht ausreichend vor einer Infektion geschützt. „Nobivac Myxo-RHD Plus“ ist für Kaninchen ab einem Lebensalter von 5 Wochen zugelassen. Da die Welpen bis zu einem Alter von etwa 7 Wochen noch einen (teilweise) angeborenen Schutz durch ihre Mutter haben, wird eine vollständige Immunität mit dem Impfstoff „Nobivac Myxo-RHD Plus“ erst ab einem Alter von 7 Wochen aufgebaut. Nach der Impfung dauert es weitere 3 Wochen, bis die Antikörper gebildet sind. Kaninchen bis zur 10. Lebenswoche sind daher noch nicht ausreichend gegen das RHDV-2-Virus geschützt.

Es wird daher empfohlen, Kaninchen im Alter von 4 Wochen zunächst mit einem separaten Kombinationsimpfstoff gegen RHD und RHDV-2 zu impfen (Impfstoff „Filavac“), und im Alter von 7 Wochen eine weitere Impfung mit „Nobivac Myxo-RHD Plus“ anzuschließen, so dass ein vollständiger Schutz gegen Myxomatose, RHD und RHDV-2 gewährleistet ist.

Die Impfungen werden von den Kaninchen in der Regel problemlos vertragen. Bitte lassen Sie sich von Ihrem Tierarzt beraten. Auch die Seiten des für Tierseuchen zuständigen Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) und der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) geben Auskunft.


Besonderheiten bei alten und/oder kranken Kaninchen

Auch alte oder chronisch kranke Tiere sollten Sie impfen lassen - gerade sie sollten vor den gefährlichen Infektionen geschützt werden. Eine chronische Erkrankung ist grundsätzlich kein Ausschlussgrund für eine Impfung - sprechen Sie hier bitte mit Ihrem Tierarzt. Auch wenn bei einem chronisch kranken oder alten Tier mit einem geschwächten Immunsystem eine Impfung möglicherweise keinen so hohen Schutz bietet wie bei einem jungen und gesunden Tier, so ist ein teilweiser Schutz auf jeden Fall besser als gar keiner! Es gibt nur wenige Erkrankungen, bei denen ein Kaninchen nicht geimpft werden darf - hierzu zählen vor allem Erkrankungen des Immunsystems. Und natürlich sollte ein Tier zum Zeitpunkt der Impfung nicht akut krank sein. Ihr Tierarzt wird Ihr Kaninchen vor der Impfung sorgfältig ansehen und auf seinen Gesundheitszustand untersuchen.


Und noch ein wichtiger Tipp vor dem Impfen:

Bitte lassen Sie bei Ihrem Tierarzt einige Tage vor dem Impftermin eine Kotprobe Ihrer Tiere untersuchen. Sammeln Sie über den Zeitraum von 3 Tagen die Kotkügelchen Ihrer Kaninchen, gemischt von allen Tieren aus der Gruppe. Ihr Tierarzt kann diese Probe auf mögliche Parasiten untersuchen, so dass zum Impftermin bereits das Ergebnis vorliegt und Sie die Sicherheit haben, dass Ihre Kaninchen parasitenfrei sind oder alternativ vor der Impfung zunächst behandelt werden können.


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