Fellwechsel
         ... eine haarige Angelegenheit


Mindestens 2 mal im Jahr wechseln Kaninchen naturgegeben ihr Fell – bei manchen Tieren verläuft der Fellwechsel nahezu unbemerkt vom Halter, andere sehen in dieser Zeit aus wie  ein „explodiertes Sofakissen“ und hinterlassen überall kleine Haarwolken, wo sie hoppeln, sitzen oder liegen. Der Halter ist in dieser Zeit besonders gefordert, denn der Fellwechsel ist eine nicht ganz unproblematische Zeit: In dieser Phase nehmen die Kaninchen beim Putzen vermehrt lose Haare zu sich, die im Verdauungstrakt zu einem haarigen Problem werden können. In ungünstigen Fällen können die verschluckten Haare zu Fellverklumpungen (sogenannten "Bezoaren") führen, die lebensbedrohliche Darmverschlüsse verursachen können.

Keine Angst vor dem Fellwechsel!


Auf dieser Seite zeigen wir Ihnen Möglichkeiten, wie Sie Ihre Kaninchen beim Fellwechsel bestmöglich unterstützen können. Bürsten Sie Ihre Tiere am besten regelmäßig. Im Fachhandel gibt es eine schier unendliche Auswahl an Fellpflegeutensilien wie Bürsten und Kämme. Welche davon zum Einsatz kommen, ist abhängig vom Fell des Tieres. Hier muss (vorsichtig!) ausprobiert werden, womit man den besten Erfolg hat.


  • Der Kamm

Kämme sind allgemein nur bedingt für die Pflege des Kaninchenfells geeignet, da die Zinken bei Verfilzungen hängen bleiben und den Tieren ziepen können.

  • Die Naturhaarbürste

Vorab der Hinweis: Naturhaarbürsten bestehen (wie der Name schon sagt) aus „Naturhaar“. In der Regel ist dies Wildschwein-, Ziegen- oder Pferdehaar. Wer sein Kaninchen nicht mit dem Haar anderer Tiere pflegen möchte, der wählt eine Bürste mit synthetischen Borsten, zum Beispiel den sog. Perlonborsten. Die Naturhaarbürste eignet sich nur für die oberflächliche Fellpflege von nicht allzu langem Fell, da sie nicht bis zur Unterwolle vordringt. Sie ist aber geeignet, um die Tiere an das tägliche Bürsten zu gewöhnen und um lose Haare zu entfernen. Einige Tiere empfinden das Bürsten mit der Naturhaarbürste ähnlich dem Streicheln mit der Hand als sehr angenehm.


  • Die Softbürste

Die Softbürste besteht aus einem Hohlgriff mit sehr biegsamen Metallborsten, die sowohl zur Pflege des Deckhaars als auch der Unterwolle geeignet sind. Ganz wichtig ist hierbei, dass man keinen allzu großen Druck ausübt, um die dünne Kaninchenhaut nicht zu verletzen. Tipp: am besten selbst am  Handballen den ausgeübten Druck vorab testen. Einige Tiere empfinden diese Art der Fellpflege dennoch als unangenehm. Hier sollte dann eine Alternative gewählt werden.


  • Fellpflegehandschuh

Hier sind Gumminoppen auf einen Handschuh aufgesetzt, mit dem man dem Kaninchen die Haare „wegstreicheln“ kann. Die Tiere sollen die Pflege mit dem Fellpflegehandschuh laut Hersteller wie eine Massage genießen. Leider ist der  Handschuh nicht wirklich für langes Fell geeignet, da die Haare nur oberflächlich entfernt werden. Zudem wird der Gummibesatz von den Kaninchen ganz im Gegenteil oft als unangenehm empfunden. Allerdings sind diese Handschuhe hervorragend für die Entfernung von Haaren aus Teppichen und von Polsterbezügen geeignet.


  • Der Furminator oder Furmaster

Als wahres „Fellpflegewunder“ wird der Furminator oder Furmaster angepriesen. Er stellt eine Art Metallkamm dar, der durch seine spezielle Anordnung der Metallzinken nicht nur das Deckhaar durchbürstet, sondern auch lose Unterwolle entfernt. Bei der Verwendung des Furminators scheiden sich die Geister unter den Kaninchenhaltern: Während die einen auf den Furminator schwören, kritisieren andere, dass er zu viel Unterwolle entfernt (dies kann für Kaninchen in Außenhaltung problematisch werden, wenn sie zu häufig mit dem Furminator gebürstet werden). Zudem wird er von einigen Kaninchen als unangenehm in der Verwendung empfunden. Letztlich hilft auch hier nur ausprobieren und schauen, wie das Tier auf den Furminator reagiert. Da der Furminator nicht nur das Fell von Kaninchen pflegt, gibt es ihn in unterschiedlichsten Größen. Normalerweise reicht für Kaninchen die kleinste Ausführung.

  • Schermaschine & Schere

Was aber, wenn das Fell schneller verfilzt, als man mit Kamm und Bürste hinterherkommt? Hier hilft dann oft nur der Einsatz von Schere und/oder Schermaschine. Der Handel bietet spezielle Fellscheren an, die sich für unterschiedliche Felllängen und -arten eignen.

Nicht jede Schere empfiehlt sich auch für Verfilzungen! Hier sollte vorab beim Hersteller angefragt oder eigene Recherche (zum Beispiel im Internet) betrieben werden. Fellscheren eignen sich in der Regel am besten für schwer zugängliche Bereiche und kleinere Flächen, wie Gesicht, Beine, Pfoten und Intimbereich. Für größere Bereiche (Rücken, Seiten-/Flankenbereich etc.) sind Schermaschinen das Mittel der Wahl. Der Markt bietet eine Fülle an Schermaschinen in diversen Preissegmenten an. Hierzu sei gesagt: lieber etwas mehr Geld in ein hochwertiges Gerät investieren. Neben der qualitativ hochwertigeren Verarbeitung und diversem Zubehör zeichnen sich die Schermaschinen aus dem gehobenen Preissegment durch eine höhere Laufruhe aus und heizen sich beim Scheren nicht so schnell auf.

Bevor nun aber beherzt zur Schermaschine gegriffen wird: Der Schervorgang kann immensen Stress für das Tier bedeuten. Bei den ersten Scherversuchen sollte eine zweite Person anwesend sein, die das Tier hält. Vielleicht sogar jemand, der schon einschlägige Schererfahrung hat. Mitunter bieten Tierarztpraxen sogar einen Scherservice an. Hier lohnt es sich, einmal nachzufragen. Wie häufig ein Kaninchen gebürstet bzw. geschoren werden muss, ist ganz unterschiedlich. Manche Tiere müssen täglich gebürstet werden, andere wiederum nur alle paar Tage, je nachdem, wie das Fell nachwächst.

Eine Methode wurde bislang noch nicht genannt:

  • Zupfen & Streicheln

Hier hat der Halter die Möglichkeit, beim Verteilen der täglichen Streicheleinheiten ganz nebenbei lose Fellbüschel aus dem Fell des Kaninchens heraus zu streicheln oder vorsichtig (!) heraus zu zupfen. Dies gelingt oft dann sehr gut, wenn die Tiere gerade mitten im Fellwechsel sind.

Auch bei der Fütterung können Sie dafür sorgen, dass verschluckte Haare keine Probleme bereiten. Die Fütterung von Wiese ist nicht nur die ideale Ernährungsform für Kaninchen, Wiese hat auch einen positiv reinigenden Effekt auf den Magen-Darm-Trakt und „fegt“ lose Haare einfach mit raus. Zusätzlich empfiehlt sich das Verfüttern von Ölsaaten (Leinsamen, Sonnenblumenkerne u.ä.) oder Leinkuchen bzw. Leinpellets. Während Wiese ad libitum (= zur freien Verfügung) gefüttert werden kann, sollten Ölsaaten bitte nur in Maßen angeboten werden. Zum einen haben Ölsaaten eine sehr hohe Energiedichte, zum anderen kann der Ölgehalt auch schnell zu Durchfall führen.

Grundsätzlich ist die Fütterung von Frischfutter die beste Variante, verschluckte Haare wieder nach draußen zu befördern. Viele Kaninchen scheiden beim Fellwechsel sogenannte „Köttelketten“ aus, teilweise zentimeterlang. Diese sind unbedenklich, denn: so kommen die Haare raus! Das Ausbleiben von diesen Ketten bedeutet aber im Umkehrschluss nicht, dass die Haare im Kaninchen verbleiben, sondern lediglich, dass vielleicht nur sehr wenige, kurze Haare aufgenommen wurden, die im Rahmen der normalen Verdauung wieder ausgeschieden worden sind. Zeigt ein Kaninchen Inappetenz während des Fellwechsels, sollte man beim Tierarzt immer auf den Fellwechsel hinweisen. Ein möglicher Haarballen lässt sich in der Regel anhand eines Röntgenbildes feststellen.

Fazit:

Der Fachhandel bietet für jedes Fell die richtige Pflege. Dem Halter obliegt es, diese gewissenhaft und schonend durchzuführen. Die artnahe Fütterung unserer Kaninchen unterstützt den reibungslosen Durchlauf des Fellwechsels zusätzlich.


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